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Europacity Berlin soll nachhaltiges Quartier werden

Berlin, den 1. Juli 2010  Für das neue Stadtquartier Europacity am Berliner Hauptbahnhof wurde nun die Nachhaltigkeitswerkstatt Infrastruktur abgeschlossen. Ziel des Verfahrens war die Erarbeitung von Ideen im Bereich nachhaltiger Infrastruktur. Heute werden auf der 5. Standortkonferenz Europacity / Heidestraße auch die Ergebnisse der Nachhaltigkeitswerkstatt vorgestellt.
Bereits während der Formulierung des städtebaulichen Konzepts hatten sich Senatsverwaltung, Bezirk sowie die Grundstückseigentümer Deutsche Bahn und Vivico auf das Leitthema „Nachhaltigkeit“ für das rund 40 Hektar große neue Quartier verständigt. „Mit der Positionierung der Europacity als Vorreiter und Vorbild im Bereich der Nachhaltigkeit unterstreichen die Beteiligten die Verantwortung gegenüber der Umwelt, der Stadt und ihren künftigen Bewohnern“, so die Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. „Letztendlich geht es um nichts weniger, als das neue Quartier zu einem zukunftsweisenden, attraktiven und lebendigen Ort mit einer eigenen Identität zu entwickeln. Die Ausbildung von sechs charaktervollen Adressen innerhalb des Masterplanes war der erste Schritt dazu. Wasser als Marke der Europacity, ein Kulturspeicher als Ort der Begegnung oder die Schaffung einer Nachhaltigkeitsagentur, welche die Einwohner unterstützt beim Erlernen neuer nachhaltiger Verhaltensweisen sind nur ein kleines Spektrum, wie Exzellenz im Städtebau und in der nachhaltigen Quartiersentwicklung entstehen kann“.
Nach dem Masterplanverfahren konzentrierte sich die anschließend stattfindende Nachhaltigkeitswerkstatt auf die Ebene Infrastruktur mit den Themen Abfall, Baustoffe, Energie, Freiraum, Soziales, Verkehr und Wasser. Über einen Zeitraum von sechs Monaten trafen sich rund 25 Experten aus Politik, Wirtschaft und Forschung und entwickelten einen Katalog mit ganz unterschiedlichen Vorschlägen.
Henrik Thomsen, Leiter Vivico Berlin, sagte, man habe in der Nachhaltigkeitswerkstatt nicht nur umrissen, was in Sachen Infrastruktur gebaut werden soll, sondern auch wie vorgegangen werden soll. „Für Vivico ist Nachhaltigkeit weit mehr, als ein einzelnes energiesparendes Gebäude“, so Thomsen. „Wir streben ein Konzept ganzheitlicher und nachhaltiger Urbanität an. Das reicht vom ressourcenschonenden Abtransport der Rückbaumaterialien mit Schiffen über den Einsatz von Recycling-Pflastersteinen bis hin zu einer zentralen Kiez-Agentur im künftigen Quartier“. Aber auch der richtige Nutzungsmix unter anderem aus Arbeiten, Kultur und Wohnen zählt für Thomsen zur Nachhaltigkeit. Für Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Ephraim Gothe, der mit Regula Lüscher und Henrik Thomsen den Lenkungsausschuss der Nachhaltigkeitswerkstatt bildete, sind die Maßnahmen im sozialen Bereich einer der zentralen Erfolgsfaktoren des neuen Quartiers. „Die Europacity wird erfolgreich sein, wenn sie das neue Zuhause für ganz unterschiedliche Menschen sein kann. Wir brauchen also die richtige soziale Mischung, die mit der Unterstützung familiengerechten Wohnens oder dem Anbieten neuer Wohnmodelle für jung und alt genauso erreicht werden kann, wie mit der frühzeitigen Einrichtung von Kindertagesstätten und kinderfreundlichen Straßenräumen.“ Verkehrsberuhigte Zonen und die Ansiedlung von Mobilitätsstationen für Fahrräder und Autos sollen die Attraktivität des Standortes abrunden.
Im Quartier Europacity wird die Heidestraße als begrünter Boulevard ausgebaut. Während der Boulevard von Büro- und Geschäftsbauten flankiert wird, entstehen abseits der Hauptverkehrsstraße - insbesondere im Bereich des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals - Wohnungen. Für das Entwicklungsgebiet wurde im Frühjahr 2008 ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in einen Masterplan eingearbeitet, der am 5. Mai 2009 durch den Senat von Berlin beschlossen wurde.
Größere Park- und Grünflächen, eine Promenade am Kanal und ein zentral gelegenes neues Hafenbecken sorgen zudem für eine hohe Aufenthaltsqualität. Mit dem Kunst-Campus, bestehend aus Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, den Rieckhallen mit der Friedrich Christian Flick Collection, den Galerien in der Halle am Wasser, öffentlichen Ausstellungsflächen und vielen Künstlerateliers, wurde bereits der erste Konzept-Baustein der Projektentwicklung umgesetzt.
In den nächsten Wochen wird mit dem Bau des TOUR TOTAL, einem als green building konzipierten Bürogebäude, am Europaplatz gegenüber dem Berliner Hauptbahnhof begonnen. Das rund 69 Meter hohe Haus wird dem Mineralölunternehmen TOTAL als neue Deutschlandzentrale dienen und soll in der zweiten Jahreshälfte 2012 bezogen werden. In Verbindung mit dem Hochhaus wird TOTAL auch eine neue Tankstelle im Quartier Europacity bauen. Im Rahmen des Clean Energy Partnership (CEP), dem Demonstrationsprojekt der Bundesregierung für Wasserstoff im Verkehr, wird diese Tankstelle neben herkömmlichen Kraftstoffen auch Wasserstoff anbieten.


Beispielhafte Vorschläge der Nachhaltigkeitswerkstatt:

  • Gemischt genutztes Quartier (Arbeiten, Einkaufen, Wohnen, Kunst, etc.)
  • Soziale Mischung (Unterstützung familiengerechtes Wohnen, Wohnen mit Assistenz, neue Wohnmodelle)
  • Schaffung nachhaltiger Gemeinbedarfseinrichtungen (Kita, Zwischennutzung, Cityagentur, Kulturspeicher)
  • Unterflur-Sammelbehälter
  • Wiederverwendung von Baustoffen im Hochbau bzw. Tiefbau z. B. Recycling-Beton oder Pflastersteine
  • Einrichten zentrales Baustofflager
  • Abtransport Rückbaumaterialien über Schiffe
  • Mobilitätsmanagement wie car sharing, rent a bike
  • Shared space
  • Grauwassernutzung
  • Regenwasserversickerung vor Ort
  • Straßen mit Multicodierung (Mehrfachnutzung als Verkehrsraum, Kommunikationsort, Treffpunkt und Bewegungsraum)
  • Wasser als Marke (z.B. offene Pflasterrinnen / Mulden / Versickerungsflächen)
  • Erlebbare Entwicklung – Schaffung von Identität (z.B. Kinderspielplatz auf dem Kunstcampus, Pfad der Nachhaltigkeit)
  • Passivhauskonzepte
  • Wärmeerzeugung durch Wärmepumpe im Abwasser Heidestraße
  • Photovoltaik / Solarthermie